mushroom music

_Mushroom music – garantiert genießbar!

_von radio music zu party pieces

I can’t understand why people are frightened of new ideas. I’m frightened of the old ones”

(Cage in “Conversing with Cage”; Richard Kostelanetz, 1988)

_Mushroom Music, die fünfte Veranstaltung der Reihe „433h_John Cage“, erntet vom reichen und vielfältigen musikalischen Feld aller unterschiedlichen Schaffensphasen des vor neuartigen unkonventionellen Ideen sprühenden und in vieler Hinsicht Grenzen sprengenden Komponisten John Cage. Es sind exemplarische Werke aus einem Zeitraum von fast 60 Jahren (1933-1991), im Mittelpunkt stehen Cages wesentliche musikalische Prinzipien und die vielen Neuerungen und Ideen, die auf Cage und seinen Umkreis zurückgehen.

_Programm

Nicht Zwölftontechnik sondern „25-Tontechnik“ kommt in der frühen „Sonata for two voices“ (1933) zum Einsatz – eine Kompositionstechnik, mit der sich Cage intensiv, wenn auch nur kurz, befasste (mit dem Ziel, die Dodekaphonie seines frühen Vorbilds Schönberg zu erweitern).

Die „Partypieces“ (1944/45) dürften ihren vielversprechenden Namen nicht zu Unrecht tragen – sie entstanden in New York als Gemeinschaftskomposition beim „gemütlichen Beisammensein“ vierer befreundeter Komponisten (unter Ihnen Cage, und sein Lehrer Henry Cowell) frei nach der aus der Malerei entliehenen Technik des „exquisity corpse“- Spieles: ein Komponist schreibt einen Takt plus zwei Noten, faltet das Papier sodass nur mehr die beiden „Anknüpfungsnoten“ zu sehen sind und gibt es dem nächsten Komponisten weiter, der das Werk fortsetzt. diese Weise entstehen 20 kurze Party Pieces für variable Besetzung.

Ein nicht nur für die Schöpfer, sondern auch für Interpreten und Zuhörer spannender Kompositionsprozess.

Einblick in die Anfänge der (heute gängigen, damals noch neuartigen) Idee der „Performance“ und den Einsatz von Alltagsgegenständen und Alltagsgeräuschen in der Musik bietet das Werk „Water Music“ (1952) für einen Pianisten – der für die Aufführung nicht nur ein präpariertes Klavier benötigt, sondern auch ein Radio, 3 Pfeifen, Wasserbehälter, Karten, Holzstücke, Stoppuhr…und darüber hinaus dem Publikum freie Einsicht in die absolut sehenswerte Partitur gewährt.

Zugrunde liegt hier die Idee der Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit jedes Klanges und Geräusches – unabhängig von der Art und Intention der Erzeugung.

Der Zufall, die Absichtslosigkeit als ein bestimmendes kompositorisches Element in Cages Schaffen kommt in „Radio music“ (1956) in radikaler Form zum Tragen – es ist für die Musiker ebenso überraschend unvorhersehbar wie für das Publikum. Gespielt wird mit eins bis acht Radios auf unterschiedlichen Frequenzbereichen. (Wir hoffen auf ein ansprechendes Radioprogramm am 16.9.!)

Ähnliches gilt für „Variations IV“ (1963): Sie sind konzipiert für eine beliebige Anzahl von Spielern, beliebige Art von Klängen und Klangkombinationen die auf welche Art auch immer erzeugt werden und je nach Lust und Laune mit anderen Aktivitäten kombiniert werden können.

Als Partitur dient ein zu zerschneidendes transparentes Blatt mit 12 geometrisch angeordneten Punkten und Kreisen.

Nachhaltig inspiriert und überzeugt von der Idee des Zufalls wurde Cage durch Morton Feldman, der in seinen graphisch notierten Werken das klangliche Ergebnis in die Hand des Zufalls legte (Cage formuliert dies 1951 in „Lecture on something“ mit dem markanten Satz „Feldman changed the responsibility of the composer from making to accepting“) : Weg also vom minuziösen detailliertem Ausgestalten der Komposition hin zum Akzeptieren der klanglichen Zufallsergebnisse. Der Komponist schafft mit seinen Werken lediglich die Voraussetzungen, gibt Anregungen und setzt die Grenzen innerhalb derer sich der Zufall reizvoll und jedes Mal neu entfalten kann.

Die Art der Weissagung im chinesischen Orakelbuch „I Ching“ (auf einer Karte mit 64 Abbildungen, durch Werfen von Holzstücken oder Münzen) diente ihm auch in technischer Weise zur Anregung: Cage wurde dadurch unter anderem zum Münzwurf als Mittel zur Struktur- und Ordnungsbildung innerhalb seiner Kompositionen inspiriert.

Die „thirteen harmonies“ (1985) basieren auf Hymnen, Gemeindegesängen und Chorälen des 18.Jahrhunderts, geschrieben von Komponisten, die zur Zeit der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung im Jahre 1776 mindestens 20 Jahre alt waren. Thirteen Harmonies bilden eine Auswahl aus den „44 Harmonies“ von „apartment house 1776“undwurden von Roger Zahab für Violine und Klavier arrangiert. „Direkt und einfach, ohne Vibrato“ – so die Anleitung des Arrangeurs zur Spielweise.

Mit „Five“ (1988) und „Four5 (1991) sind zwei „number pieces“ im Programm vertreten.

In seiner letzten Schaffensperiode schuf Cage eine Folge von 43 dieser „number pieces“ – Werke, die durchwegs die aus kurzen Musikfragmenten bestehen die flexibel in gewissen Zeitrahmen platziert sind. Das Tonmaterial ist meist durch Zufallsoperationen ermittelt.

Benannt sind die „number pieces“ nach der Anzahl der Ausführenden – sie reicht von 1 bis 108., in unterschiedlichsten Besetzungen, großteils mit konventionellen Instrumenten.

Die Instrumentierung für „Five“ ist frei, bestimmend allein ist der Tonumfang der Instrumente oder der Singstimme; „Four5 wurde ausdrücklich für vier Saxophone komponiert.

Mit den „number pieces“ seiner letzten Lebensjahre kehrt Cage zu einer puren, reinen oder „absoluten“ Musik zurück, die ohne explizite außermusikalische Assoziationen auskommt aber über große imaginative Kraft verfügt.

Until I die there will be sounds.

And they will continue following my death.

One need not fear about the future of music.

(Cage, „Experimental Music“, 1957)

(c) Sonja Leipold, August 2012

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